Spendenaktion für Bangladesch: wie unser Mitarbeiter Zobair sich für indigene Bergvölker einsetzt
Im Süden Asiens, zwischen Indien und Myanmar, liegt die Heimat unseres Kollegen Zobair: Bangladesch. Von dort aus setzt er sich nicht nur für takevalue und unsere Kunden ein, sondern auch für die ärmeren Menschen des Landes, die auf Unterstützung angewiesen sind.
Zobair lebt in der Hauptstadt Bangladeschs, Dhaka City, und arbeitet seit 2020 als Senior Software Engineer für takevalue. Außerdem organisiert er das Web-Development-Team in Bangladesch.
Schon als kleiner Junge konnte er sich für Abenteuer begeistern und lernte gern neue Leute kennen. In Bangladesch ist Bandarban als der Distrikt für Abenteurer und erkundungslustige junge Menschen bekannt. Hier finden sich unzählige Wasserfälle, Flüsse und die höchsten Berge des Landes. Im Jahr 2011 besuchte Zobair den Distrikt zum ersten Mal, schaute sich jedoch nur wenige Orte an, nicht so tief in den Bergen. Zwei Jahre später plante er einen intensiveren Ausflug nach Bandarban, zusammen mit Freunden. Diesmal verbrachten sie gemeinsam viel Zeit in der Natur und trafen neue Menschen. Da es keine Resorts oder Hotels in dieser Gegend gibt, schliefen sie bei den Stämmen, die sie mit Neugier und einem Lächeln im Gesicht empfingen.
„Ich habe mich in die natürliche Schönheit und die Menschen von Bandarban verliebt.“
Zobair liebt die Gegend und kommt seit 2013 regelmäßig nach Bandarban um zu erkunden und zu helfen. Jährlich sammelt er Spenden, um dann Notwendigkeiten wie Lebensmittel und Decken, an die Bergdörfer zu verteilen.
Das Leben in Bandarbans unberührter Natur
Seit mehreren Generationen, angefangen, schon bevor das Land seine Freiheit erlangte, leben verschiedene Stämme inmitten der Berge Bangladeschs in völliger Abgeschiedenheit. Im Bandarban Distrikt, im Süd-Osten Bangladeschs, sind mehr als 15 bengalische Stämme und ethnische Minderheiten zuhause. Die Einheimischen folgen seit Generationen einer traditionellen Lebensweise sowie Glaubenssätzen und verständigen sich mit eigenen Sprachen. Der Distrikt ist in sieben Gemeinden, den sogenannten „Upozillas“ eingeteilt. Thanchi ist das größte, abgelegenste und ärmste von ihnen. Das Leben in den abgelegenen Dörfern ist beschwerlich. Ein Großteil der Menschen hier lebt in extremer Armut, ohne Elektrizität oder Internet, fernab jeglicher Modernität.
Obwohl das Leben in den abgelegenen Ortschaften nicht leicht ist, lieben die Einwohner ihre Dörfer und ihr Land, sie möchten es um keinen Preis verlassen. Selbst wenn sie in größere Städte ziehen wollen würden, wäre das nicht einfach möglich, da Bangladesch im Allgemeinen mit Arbeitslosigkeit und Wohnraummangel kämpft. Die Kulturen unterscheiden sich außerdem stark voneinander. Viele der Stämme sind christlich, während der Großteil Bangladeschs dem Islam angehört.
„Die Ernte fällt jedes Jahr unterschiedlich aus. In manchen Jahren ist sie gut, in anderen schlecht. 2021 und 2022 waren beispielsweise desaströs.“
Die Dörfer kommen meist mit dem aus, was die Ernte ihres Jhum-Anbaus so bereithält, doch es reicht nicht für das ganze Jahr. Diese Anbautechnik ist traditionell für die Bergbezirke Bangladeschs. Die Bäume am Hang eines Hügels müssen am Anfang des Jahres gefällt, anschließend getrocknet und gereinigt werden, anschließend werden sie verbrannt. In der verbrannten aschigen Erde kann dann beispielsweise Reis, Sesam, Baumwolle und Mais angebaut werden. Die Erträge sind in der Regel ausreichend, können jedoch von Tieren, sowie Insekten und Dürre stark gemindert werden.
Wieso wird Unterstützung benötigt?
Eines der großen Probleme in Bandabarn ist das Bildungssystem. In den Tiefen der Berge gibt es fast keine Schulen. Die wenigen die es gibt, sind je nach Dorf 4 bis 6 Stunden zu Fuß entfernt. Die einzige staatliche Schule liegt in der Stadt von Thanchi. Zusätzlich gibt es einige private Bildungseinrichtungen, gegründet von christlichen Organisationen.
Das zweite große Problem ist der Mangel an Geld. Auch wenn seit 2015 ein paar der Bergbewohner vom Tourismus in dieser unberührten Gegend profitieren können, reicht es nicht, um über die Runden zu kommen. Gegen eine kleine Spende bieten daher viele Einheimische den Touristen ein Dach über dem Kopf und eine Mahlzeit an. Doch Geld zu haben ist nur die halbe Miete, denn bereits der Zugang zu den nötigsten Gütern gestaltet sich schwer.
Viele der Dörfer sind nicht an ein Verkehrsnetz angebunden, es gibt weder Transportmittel noch Straßen. Die einzige Möglichkeit, um in die Stadt zu gelangen, ist zu Fuß zu gehen. Je nach Dorf kann die Wanderung bis zu acht Stunden dauern, teilweise sogar bis zu eineinhalb Tage.
Noch ungemütlicher für die Menschen in Bandarban wird es im Winter. Die Hütten, in denen die Einheimischen leben, sind sehr einfach gebaut. Bambus und Holz sind zu dünnen Wänden gebunden und mit Dächern aus Wellblech versehen – selbstverständlich ohne Isolierung. Da es keinen Strom gibt, sind Heizungen keine Option. Feuer ist die einzige Möglichkeit sich etwas aufzuwärmen. Die Umstände sind vergleichbar mit einer kühlen Oktober-Nacht im Zelt ohne Daunenschlafsack. Bereits eine Decke und warme Kleidung gelten als Luxusgüter, die die Winter-Tage in der Region erträglicher machen können. Um dies den Menschen vor Ort zu ermöglichen, besucht Zobair seit 2013 regelmäßig die Dörfer der Umgebung.
Wie hilft Zobair’s Spenden-Initiative?
Zobair besucht die Dörfer bis zu sieben Mal im Jahr und bringt ihnen Decken, Medikamente und Lebensmittel – je nachdem, was benötigt wird. Für einige Tage lebt er dann zusammen unter einem Dach mit den Stämmen und erlebt die Armut aus erster Hand.
„Ich habe mit ihnen in ihrem Zuhause gewohnt, bin mit ihnen Jagen gegangen und habe ihre Art zu leben ganz genau beobachtet. Sie haben mich und mein Team als einen Teil der Familie behandelt.“
Anfangs fiel die Kommunikation schwer, da die Bergbewohner kaum Bengali sprechen, die offizielle Sprache Bangladeschs. Mittlerweile funktioniert der Austausch mit einem Mix aus Zeichensprache und Bengali ganz gut. Die Spenden-Maßnahmen von Zobair und seinen Freunden begann 2016 mit Projekten im kleineren Rahmen. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Aktion weiter, sodass 2019 sogar eine Schule für 52 Kinder gegründet werden konnte.
Mittlerweile hat sich eine Arbeitsroutine ergeben: Im September jeden Jahres besuchen Zobair und sein Team verschiedene Dörfer in Thanchi, um eine Liste mit den Namen der Menschen zu erstellen, die Hilfe benötigen. Anschließend werden die Spenden gesammelt. In diesem Jahr stehen 300 Namen auf der Liste.
Der Weg vom Kauf der Decken bis hin zur Verteilung ist lang:
- Die Decken werden in Dhaka City gekauft, da sie dort günstiger sind als in Bandarban.
- In 30 Kartons mit je 30 Decken gelangen sie dann per Kurier nach Bandarban City zu Zobair’s Team.
- Von dort aus werden sie mit dem Bus nach Thanchi gefahren.
- Mit Unterstützung durch die Locals werden die Decken dann in die Dörfer getragen. Je nach Lage kann das eine bis zu 8 Stunden lange Wanderung sein. Oftmals helfen die Locals gerne, weil sie dankbar für die Unterstützung sind. In wenigen Fällen verlangen Sie eine kleine Gebühr.
- In den Dörfern angekommen, werden die Decken dann verteilt.
Die Verteilung der Spenden kann 5 bis 7 Tage dauern, da mehrere Dörfer abgelaufen werden müssen.
„Meine Empathie und Liebe für die armen Menschen treibt mich auf jeden Fall an, sowie die Unterstützung von gutherzigen Freunden und Kollegen.“
Die Auswirkungen der weltweiten Inflation sind auch in Bangladesch spürbar. Preise für Lebensmittel, Medikamente sowie Alltagsgegenstände steigen kontinuierlich an. Daher ist es für Zobair schwer einzuschätzen, wie viel Geld benötigt wird, um die Einheimischen in Thanchi zu unterstützen. Je nachdem, welche Hilfsmittel in die Dörfer gebracht werden, variieren die Kosten bei jeder Spendenaktion. Wenn Lebensmittel wie Reis, Öl und Kartoffeln zu den Hilfsbedürftigen transportiert werden, kauft das Team so ein, dass es einer Familie für 20 bis 30 Tage reicht. Dass jeder Euro hilft, zeigt die Gesamtkostenrechnung der letztjährigen Spendenaktion von Zobair’s Team.
- 1 Decke = 3,33 Euro (360 BDT)
- 250 Decken = 832,50 Euro (90000 BDT)
- Versandkosten (Kurier, Boot, Bus) = 58,8 Euro (5500 BDT)
- Insgesamt = 891.3 Euro (95500 BDT)
Hoffnung für die Zukunft
Vor kurzem hat die Regierung Bangladeschs eine Initiative ergriffen, um die Straßen in dieser abgelegenen Gegend auszubauen. Außerdem sollen Arbeitsplätze geschaffen und Internet zugänglich gemacht werden. Zobair ist zuversichtlich, dass das vielen Menschen zum Vorteil kommen kann und auch die Verteilung der Spenden erleichtern wird.
„Ich liebe es zu helfen, wo ich kann, und kenne das schon seit meiner Kindheit so. Ich bin religiös aufgewachsen und habe von klein auf gelernt, dass die Gesellschaft von gegenseitiger Unterstützung und Mitgefühl profitiert.“
Was trägt takevalue bei?
Als Zobair uns die Initiative 2021 zum ersten Mal vorstellte, war für uns klar, dass wir sein Projekt unterstützen möchten! In diesem Jahr sammeln wir intern Spendengelder. Die von den Mitarbeitern gespendete Summe wird von takevalue anschließend verdoppelt und aufgerundet. So spenden wir dieses Jahr 1.000 € an Zobair und sein Team. Auch in Zukunft werden wir diese tolle Aktion unterstützen, um den Menschen in Bandarban zu helfen.